Sieg des Herzens by Heinz G. Konsalik

Sieg des Herzens by Heinz G. Konsalik

Autor:Heinz G. Konsalik [Konsalik, Heinz G.]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-09-30T04:00:00+00:00


Es kam eine warme Nacht, und der Mond zauberte auf Bäume, Büsche und Gräser einen aus Silber gewebten Schleier. Ein zarter Hauch schwebte über der Natur wie das tiefe, sorglose Atmen eines schlafenden Kindes. Es war eine Nacht der Dichter und der Liebenden.

Er stand an der im tiefsten Dunkel liegenden Innenseite des Zaunes, verborgen durch ein Fliedergebüsch, und spähte aus nach dem Schatten der Geliebten. Und wieder wurde es eine Folter für ihn.

Es war schon Mitternacht durch, und noch immer war keine Spur von der Ersehnten zu sehen. Warum kam sie nicht? Hatte der Gärtner sie nicht getroffen? Oder hatte er sie gar nicht treffen wollen? Trieb der Alte nur ein Spiel mit ihnen beiden?

War er gar bereit, sie zu verraten?

Den Jüngling durchfuhr ein eisiger Schreck. Was garantierte ihm, daß der Gärtner wirklich auf seiner Seite stand? Was rechtfertigte sein Vertrauen zu ihm?

Nichts.

Es hätte sich also empfohlen, schleunigst zu fliehen, um die eigene Haut zu retten.

Die Haut der Geliebten, die durfte ihn dann allerdings nicht mehr kümmern.

Damit war es aber auch schon klar, daß eine Flucht nicht in Frage kam. Der Jüngling hätte es einfach nicht fertiggebracht. Er wartete also weiter.

Langsam, unendlich langsam verging die Zeit.

Doch da … ein Schatten, ein Schweben, ein ganz leiser Schritt im samtenen Gras.

Ein Hauch: »Du …«

Sie kam, sie war es. Fest preßte er die Lippen aufeinander, um nicht laut, nein, triebhaft aufzuschreien. Leise bog er die Zweige auseinander und flüsterte zurück: »Hier, Geliebte …«

Er breitete die Arme aus, um sie zu umfangen, aber sie warf sich ihm, die Lage überblickend, nicht an die Brust, sondern nahm ihn an der Rechten, zart und doch fest, und flüsterte: »Komm, hier ist's zu gefährlich. Folge mir … Vorsicht, die Äste … tritt mit den Zehen auf, gib acht, jetzt kommt ein Kiesweg … jedes Geräusch kann uns hier verraten …«

Folgsam hielt er sich an ihre Anweisungen. Verhältnismäßig rasch kamen sie dadurch vorwärts, glitten tiefer hinein in den stillen, dunklen Park. Er hielt den Mund, nur einmal fragte er sie: »Gibt's hier keinen Hund?«

»Doch, aber der schläft.«

»Er schläft?«

»Ganz tief.« Ein leises Kichern wurde laut. »Ich habe ihn schlafen gelegt.«

Ein Grund mehr für ihn, über ihre Kaltblütigkeit zu staunen.

Schließlich erreichten sie eine ganz besonders behütete Ecke des großen Parks, einen kleinen Platz mit hohem, weichem Gras. Umgeben war er von dichtem Gebüsch und kleinen Tannen, deren Zweige bis zur Erde reichten.

Still war es zwischen den beiden, denn wo Herzen sprechen, sind Worte überflüssig. Nur in die Augen sahen sie sich, in diese Spiegel ihrer Seelen, tranken sich von ihnen gegenseitig den Glanz, das tiefe Schimmern und Leuchten herunter, das Gott den Menschen gibt, wenn sie lieben.

Sie sahen sich in die Augen, und da war es, als führe eine allgewaltige Macht sie zueinander. Sie spürten nicht die eigenen Schritte, doch der Raum verengte sich. War es ein Schweben, Gleiten oder gar ein Stürzen? Nein, es war mehr, mehr …

»Duuu …«, brach es aus beiden Herzen.

»Duuu …«

Ein doppeltes Schluchzen, und in die Arme taumelten sie sich gegenseitig, zitternd, verlangend, leidenschaftlich.

Geheimnisvoll durchglüht fanden die Lippen sich … endlos, die Welt vergessend, alles fordernd, alles gebend.



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